Modell-Bahn
Schienenfahrzeuge

Papiermodelle


Schienenfahrzeuge als Papiermodell

Warum Papiermodelle?

Unter

Modell-Bahn / Strassenfahrzeuge / Papiermodelle
habe ich schon einmal versucht eine Begründung dafür zu finden:

Es gibt mehrere Begründungen dafür:
  1. Sehr gute Modelle aus Plastik, bei denen sich alles bewegen läßt und sich auch die Räder drehen, werden doch auch fest auf die Eisenbahnplatte montiert und werden dann nicht mehr bewegt - das leistet ein Papiermodell auch.
    Im Gegensatz zu den Plasikmodellen, kann man beim Papiermodell z.B. den Lenkereinschlag der Räder sehr realistisch darstellen.
  2. Man kann mit etwas Geschick und einem Grafik-System beliebige Modelle erstellen, eben auch solche, die die Industrie nicht anbietet
  3. Es wird wesentlich billiger als Plastikmodelle

Diese Aussagen gelten natürlich auch für Bahnfahrzeuge, allerdings sollte das Fahrgestell eines aus Metall sein. Das ist nicht notwendig sofern man die Wagen nur auf Nebengleisen abstellt.
Beispielsweise habe ich das schon einmal mit Feldbahnen versucht. Angeregt durch die Darstellung bei Ausschneidebögen Stadt Neuwied habe ich zu den dort vorhandenen Papiermodellen weitere Wagen für die Feldbahn erstellt, das sind natürlich nur Standmodelle.

Manchmal wünscht man sich aber schon, Papiermodelle zu erstellen, die auch auf den Schienen fahren können. Und das wird um so dringender, wenn man schöne Modelle findet bzw. erstellt hat.
Beim Surfen im Internet stößt man so eventuell auf interessante Seiten. Eine solche ist nach meiner Meinung:


Hier gibt es in unterschiedlichen Maßstäben Modelle zu Fahrzeugen und Häusern. Mir haben es besonders die Abteilwagen angetan.

Das Bild zeigt so ein Plastikmodell eines Abteilwagens, solche sollen aus Spass am Arbeiten und natürlich aus Preisgründen selbst aus Papier hergestellt werden.
Herr Richter hat dazu Ausschneidebögen erstellt. Zu beachten ist dabei:

Ich werde deshalb keinen Bogen auf meinen Seiten bereistellen - man kann sie ja selbst herunterladen. Ich möchte mich deshalb auf Anpassungen der Modelle beschränken.

Das Bild zeigt einen 2-achsigen Wagen. Aus ganz alter Erfahrung mit solchen alten Modelleisenbahn-Wagen, es waren 3-achsige Wagen, weiß ich noch, dass die ganz schlecht fuhren. Es hat sich sicher da vieles geändert, aber es gibt eben auch leichter 2-achsige Wagen.
Vom Ausschneidebogen wird ohnehin nur der obere Teil des Wagens verwendet, das passt dann auch.

Das erste Problem besteht im Maßstab: Die Modelle der Abteilwagen sind alle im Maßstab 1 : 45, also Spur 0 erstellt, ich brauche aber Spur H0. Das stellt jedoch weniger ein Problem dar, denn beim Drucken kann man die Druckausgabe entsprechend verkleinern oder vergrößern. H0 heißt ja "halbe 0" also muss man die Ausgabe auf 50% verkleinern, bei meinem Drucker geht das so:

Drucker
Eigenschaften
Papier
DruckSkalierung
Verkleinern/Vergrößern
Prozent(25-400%)

So kann man sich nun alle notwendigen Bögen erstellen (Man kann 4 auf eine Seite drucken (Vor- und Rückseite)). Bedenken muss man, dass nun auch alles etwas fummlieger wird.

Das zweite Problem ist das Fahren auf Gleisen in einem Zug.
Eigentlich sind das 2 Probleme. Zunächst einmal braucht man Achsen mit entsprechenden Lagern. Das kann man versuchen z.B. aus Blech selbst zu erstellen, das ist Präzisions-Arbeit.
Die bessere Variante ist, solche Lager zu kaufen, oder gleich besser ein komplettes Laufwerk eines Wagens. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, solche Teile einzel zu erwerben, die Industrie stellt diese Teile nicht in den Verkauf.
Bleibt also nur der An- und Verkauf oder man kauft billige ganz einfache Wagen.
Letzteres ist zumeist doch nicht ganz billig aber es löst zugleich das zweite Problem - die Wagen brauchen ein Gewicht (weit unten), damit sie im Zugbetrieb nicht umkippen. So ein Wagen hat das natürlich, aber es ist eigentlich traurig, den Wagenkasten zu beseitigen.

Was ich in diesem Sinne noch vertretbar halte ist ein Flachwagen von PIKO (Niederbordwagen Roo61), Reihe HOBBY:

        Das Teil kostet so etwa 12€

Für den Preis hat man aber nun auch weitere Vorteile, denn es sind ja auch die Puffer und der Hacken vorhanden, letztere lassen sogar ein Fahren Puffer an Puffer zu - also doch gar nicht so schlecht.
Nun muss man den Wagenkasten irgendwie vom Laufwerk trennen. Obwohl der Kasten nicht gebraucht wird, will man ihn nicht zerstören. Es geht - man steckt von den Stirnseiten einen kleinen Schraubendreher zwischen Kasten und Laufwerk und kann dann die Steckverbindung (eine auf jeder Seite) auseinanderdrücken.
        So sieht nun das Laufwerk aus; rechts die Kupplung, das Gewicht ist auch gut zu sehen.

    Und nun passiert das Erstaunlichste -
die Maße des Fahrwerkes passen exakt zum Wagenkasten!!!
das sowohl von der Länge her, als auch von der Breite.
Der abgebildete Kasten wurde so nur zur Probe aufgebaut, ist auch noch nicht fertig.

    Der Vergleich mit dem OriginalFahrwerk zeigt, dass es nicht ganz stimmt. Die Versteifung ist anders gestaltet und es gibt Behälter unter dem Wagenboden. Letzteren kann man nachrüsten, die Verstrebung soll so bleiben, ob man den Unterschied sofort sieht?

Aber es gibt ein neues Problem - der Probekasten wurde für die komplette Papiervariante aufgebaut, d.h. er liegt plan auf dem Rahmen des Fahrgestells auf. Das geht aber nicht bei dem zu verwendenden Fahrgestell, denn hier braucht man Platz für das Gewicht und die Feder der Kupplung. Die Höhe beträgt etwa 2,5mm. Außen am Wagenkasten bleibt alles wie vorgesehen, aber der Boden des Wagenkastens muß 2,5mm höher. Für den geschlossenen Aufbau ist das nicht das Problem, man klebt innen einen Falz in der Höhe an und daran den Wagenboden. Da aber mit den Ausschneidebögen auch ein Innenausbau der Wagen möglich ist, muss nun der gesammte Innenausbau unten um 2,5mm gekürzt werden, Bänke, Außenwände (innere Verkleidung) und Innenwände (zwischen den Abteilen).


Es wurden drei verschiedene Wagentypen aufgebaut:

   

Im Gegensatz zur Papiervorlage wurde der Wagenrahmen und alle Trittbretter grau gestrichen.
Der Steuerwagen erhielt eine andere Frontpartie, übernommen aus einem anderen Ausschneidebogen, und die dort angedeuteten Lampen (Hauptlampen - abgeschliffene LED's, Positionslampen - LED's in Pappkasten eingepasst).

Beleuchtung im Wagen

Die Beleuchtung kommt in den Lüftungsteil des Daches. Anfangs waren es Petroleum- oder Gaslampen, später dann wurden die Brenner durch elektrische Lampen ausgetauscht - hell war das nicht.
Der Modellwagen mit den ausgeschnittenen Fenstern (andere wäre sinnlos) soll die Voraussetzungen für eine Beleuchtung erhalten. In den Belüftungsteil werden gelbe LED's eingebaut (einschließlich Widerstände), es werden zwei und 4 LED's zusammen angeschlossen, so dass dann auch defektes Licht möglich ist.


Nach innen sieht man so nur die LED's (die Größe könnte etwa stimmen).

    Der elektrische Anschluss erfolgt pro Wagen zur Fahrspannung.
Die verwendeten Wagenteile haben bereits einseitig isolierte Radachsen. Sie werden so eingesetzt, dass an der Achse die Spannung von jeweils einer Schiene anliegt. Nun kann man mit einem Schleifer auf der Achse die Fahrspannung abgreifen. Ein kleines Problem ergibt sich nun mit der Innenbeleuchtung, denn diese würde nur in einer Fahrtrichtung leuchten. Man kann das mit der gezeigten Grätz-Schaltung von Dioden beheben. Die Schaltung kann man aus einzelnen Dioden aufbauen, es gibt aber auch kleine fertige Bausteine:
    Der Baustein ist etwa qudratisch mit einer Kantenlänge von etwa 8mm. Die Anschlüsse sind eindeutig: an ~ werden die Schleifer und an + und - die LED's angeschlossen.
In der Schaltung wird oben + bereitgestellt (unten -). Entsprechend müssen die LED's mit ihren Widerständen angeschlossen werden.
Für die Stirnseitenbeleuchtung gilt diese Anordnung natürlich nicht, die sollen ja nur in Fahrtrichtung leuchten!
Das ganze muss nun entsprechend unter dem Wagenboden verstaut werden.

    Links, die grüne und rot/schwarze Leitung versorgen die LED's im Wagen, sie beginnen am beschriebenen Gleichrichterbaustein.
Rechts wird die Stirnseitenbeleuchtung einschließlich Widerstände organisiert.

Meine Erinnerungen zu den Wagen

Ich kann mich noch etwas an diese Wagen erinnern.
In bunter Folge fuhren 2-achsige und 3-achsige Wagen, gezogen von einer Lok BR38, später dann ausschließlich der BR78, auf der Strecke Pasewalk - Ueckermünde.

    Und so nun als Modell!
So einen Steuerwagen gab es auf der Strecke nicht, da es sowohl in Pasewalk als auch in Ueckermünde Gleise zum Umsetzen der Lok gab.
Die Lok BR38 wurde auch immer gedreht, für die BR78 entfiel das, da sie ja rückwärts genau so schnell wie vorwärts fahren durfte!
Den Steuerwagen gab es wohl vorrangig in Berlin, als Vorläufer der S-Bahn (die erste S-Bahnen hatten noch ähnliche Stirnbeleuchtungen).

So wie vom Autor des Ausschneidebogens vorgestellt, war die Aufteilung der Abteile in den Wagen nicht immer. Das war ganz unterschiedlich, mal waren 2 Abteile verbunden, mal mehrere oder auch keine.

    Dann gab es Wagen mit Abort (ich glaube , nicht alle hatten so ein Ding). Diese Art von Toiletten war schon etwas abenteuerlich, es war eigentlich nur ein Rohr nach unten. Wenn man den Deckel hochklappte, sofern einer vorhanden war, sollte der untere zugehen, der fehlte dann meist und man konnte nun die Schienen und Schwellen sehen, es war laut und es zog zuweilen heftig.
Manchmal war der Abort auch zwischen 2 Abteilen, dann hatte es zwei Türen und diente somit auch gleich als Durchgang.

    Abteil
So ein Abteil war zweckmäßig aufgebaut (das Bild zeigt das H0-Modell) Die Sitze links und rechts waren in der 3.Klasse aus Holz, waren durchgängig ohne Unterteilung. Somit konnten zuweilen recht viele Leute auf einer Bank sitzen.
Das Fenster in der Tür ließ sich öffnen. Das war schon eine seltsame Konstruktion, man mußte an dem herunterhängenden Leder-Riemen den unteren Teil des Fensters zu sich ran ziehen und dann langsam loslassen, dann rutschte das Fenster nach unten. Wie weit es runter sollte wurde durch Aufpieken des Riemens auf einen Stift festgelegt, ansonsten sauste es ganz runter. Ein ganz runter gehendes Fenster gab es später kaum noch, die Züge fuhren ja auch nicht schnell.
Die ganze Konstruktion ist ja nur eine Weiterentwicklung der Kutsche.

    Interessant an den Wagen sind außen die Trittbretter zum Einsteigen.
Natürlich waren die Wagen für den Verkehr an ganz niedrigen Bahnsteigen (auch keine) vorgesehen, deshalb zwei übereinander. Warum das untere nun aber durchgehend ist, ist zunächst nicht gleich verständlich?
Zu der Zeit lief immer ein Schaffner durch den Zug. Das war aber ein Problem, denn es gab ja in den Wagen teilweise nicht verbundene Abteile, deshalb lief dann der Schaffner während der Fahrt außen auf den untersten Brettern entlang. Da diese Bretter auch weit über die Wagenlänge ragten und nahezu mit dem vom nächsten Wagen zusammenstießen, konnte der Schaffner auch während der Fahrt von Wagen zu Wagen steigen, das war abenteuerlich und zuweilen auch tötlich †

Prinzipiell kann man feststellen, dass man auch Wagen aus Papier bauen kann. Die vorgestellten Modelle sind noch etwas "unsauber", aber mit etwas Übung und der richtigen Technologie sollte sie besser werden!